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Geschichtenerzähler und Maler: Wilhelm Busch

Verantwortlicher Autor: Museum LA 8 / Kirsten Ernst Baden-Baden, 28.10.2018, 23:49 Uhr
Presse-Ressort von: Kirsten Ernst Bericht 8529x gelesen
Wilhelm Busch:
Wilhelm Busch: "Aber Moritz aus der Tasche / Zieht die Flintenpulverflasche..." aus Max und Moritz (1865)  Bild: © Slg. D. Ante

Baden-Baden [ENA] Vom 29. September 2018 bis 03. März 2019 zeigt das Museum LA8 in Baden-Baden die Ausstellung „WILHELM BUSCH. Bilder und Geschichten.“ Das Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts zeigt den Meister nicht nur als Erzähler von Bildergschichten.

Die Schau zeigt Wilhelm Busch (1832-1908) als den berühmten Schöpfer lustig-scharfsinniger Bildergeschichten und als fortschrittlich experimentellen Landschafts- und Porträtmaler. Zu sehen sind seine populären Figuren wie die fromme Helene oder Max und Moritz und seine innovative Malerei zwischen Naturbeobachtung und gestischer Erfindung. Während seine Bildergeschichten für Busch zu großen publizistischen und finanziellen Erfolgen wurden, entwickelte sich seine Malerei abgewandt von der Öffentlichkeit, als radikales Probieren und als eine fortgesetzte Suche.

Beide Schaffensbereiche sind durch das Unfertige künstlerisch verbunden: meisterhaft stilisiert in den Bilderfolgen mit Bildwitz und Tempo. Doch unverstanden, da er seiner Zeit in der Malerei weit voraus war. „Rums, da geht die Pfeife los ...!“ – In einer Max und Moritz-Episode zeichnet und beschreibt Busch einen zentralen Wendepunkt des 19. Jahrhunderts. Sein Lehrer Lämpel wird jäh aus der „Zufriedenheit“ gerissen. Das Biedermeier, die Behaglichkeit, das historistische Verharren – alles fliegt „im Pulverblitz“ durcheinander und sortiert sich neu. Das Leben fließt nicht mehr gemächlich dahin, plötzlich ist alles gesteigerte Gegenwart.

Und Wilhelm Busch verleiht ihr mit rasanten lautmalerischen Knalleffekten höchste Aktualität. Als Zeichner lustiger Geschichten gelang Busch eine Art Film vor dem Film. Das rasante Entwicklungstempo seiner Epoche in gesellschaftlicher sowie auch technischer Hinsicht, vermochte Wilhelm Busch mit dem Erzähltempo seiner unterhaltsamen Gebrauchskunst in Bilder zu fassen. Dabei kam er mit seinen Bildern den Menschen näher als es die repräsentative Hochkunst vieler seiner Künstlerkollegen vermochte. So wurde Wilhelm Busch zum großen Wegbereiter der Populärkultur der frühen Moderne.

In Windeseile verbreiteten sich seine Geschichten, angeführt von Max und Moritz, in Europa und bis nach Amerika, wo sie sich in der neuen Welt der Comicstrips weiterentwickelten. Weit weniger bekannt ist, dass Busch sich eigentlich als Maler betrachtete. Erst nach seinem Tod erlangten auch seine Gemälde Aufmerksamkeit. Mit der „stillen Welt des Pinsels“ jedoch hatte sich Busch in seinen Münchner Jahren nie zufrieden gegeben. So war er dort doch Teil der jungen, aufsässigen Kunstszene. Die späteren Malerfürsten Franz von Lenbach und Friedrich August Kaulbach gehörten zu seinen engsten Weggefährten.

In seinen kleinformatigen Landschaftsbildern betrieb Wilhelm Busch die Auflösung der Form. In seinen figuralen Gemälden jedoch vermittelte er einen irritierenden Realismus. Die Ausstellung zeigt ebenso den universell Begabten wie den frühvollendeten Welterfolgskünstler. Einen Meister, der seit 1878 die letzten 30 Jahre seines Lebens kauzig in provinzieller Abgeschiedenheit verbrachte.

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